Die Geläute der protestantischen Kirchen in Haßloch sind ein hörbares Zeichen christlicher Präsenz in unserem Dorf. Mit ihrem Klang laden Sie Menschen in den Gottesdienst, laden ein zum Gebet und erinnern an ein christliches Leben.
Der Glockenverein will dazu beitragen, dass die Glocken in unseren Kirchen erhalten und renoviert werden können.

Montag, 8. Dezember 2014

Die Rheinpfalz vom 5.12.2014 - Von Hildegard Janssen-Müller

Nur die „Liebe“ bleibt

Hassloch: Die Glocken des Großdorfs haben während der letzten 300 Jahre eine wechselvolle Geschichte durchlebt. In zwei Weltkriegen hat man sie eingeschmolzen. Vor 64 Jahren wurde der Großteil der heutigen Glocken aufgehängt. Der hiesige Glockenverein kümmert sich um den Erhalt in den protestantischen Kirchen.

Von Hildegard Janssen-Müller

Der ökumenische Gedanke drückte sich in Haßloch, zumindest was das Glockengeläut betrifft, schon vor mehr als 300 Jahren aus. Bis in Anfang des 19. Jahrhunderts erklang die kleine Glocke in der protestantischen Christuskirche auch für die katholischen Christen und rief sie zur Messe. Das hatte 1698 eine kurfürstliche Erklärung zum Simultaneum verfügt, gemäß dem die reformierten Kirchen ihre Räume sich auch für Katholiken öffnen mussten.Eine eigene Glocke erhielt die katholische Gallus-Kirche erst 1842. Damals wurde der baufällige Giebel der Kirche aus Gemeindemitteln durch einen neuen Turm ersetzt, und es wurde eine zweite Glocke angeschafft. Die bisher gemeinsam genutzte Glocke wurde mitsamt dem Turm, in dem sie hing, Eigentum der protestantischen Kirchengemeinde.
60 Jahre später erhielt die Christuskirche ein neues Stockwerk für ein neues Geläut: vier Glocken aus der Kaiserslauterer Glockengießerei Johann Georg Pfeifer. Benannt wurden sie nach den vier Evangelisten Johannes, Lukas, Markus und Matthäus.
Drei Glocken für die Lutherkirche wurden zeitgleich bei derselben Gießerei bestellt. Sie erhielten die Namen „Glaube“, „Liebe“ und „Hoffnung“. Am 8. Dezember 1902 fand die feierliche Weihe und Einweihung aller sieben Glocken statt. Allzu lange Freude hatten die Haßlocher freilich nicht am Klang der neuen Glocken. Der erste Weltkrieg brach an, es mangelte an vielem, auch an Geld und Waffen. Am 12. Juli 1917 waren alle Glocken noch einmal gemeinsam zu hören, dann wurden drei Glocken der Christuskirche und zwei der Lutherkirche eingeschmolzen – um Kriegsgerät herzustellen.
Erst zwei Jahre nach Kriegsende konnten neue Geläute für die beiden Kirchen eingeweiht werden. Für jede war zunächst eine Glocke vorgesehen. Je eine weitere Glocke für die Christuskirche und die Lutherkirche stiftete die damalige Lehrerin Katharina Hauser-Löwer, eine Glocke für die Gallus-Kirche das Ehepaar Hauser.
Auch diesmal währte die Freude an dem harmonischen Zusammenspiel der Glockentöne nicht lange. Die Geschichte wiederholte sich, denn auch im Zweiten Weltkrieg mussten Glocken eingeschmolzen werden. Jeweils zwei Glocken der Christuskirche und der Lutherkirche forderte 1942 die Heeresverwaltung ein. Nur die leichtesten Glocken verblieben in den Kirchen, in der Christuskirche die Glocke „Markus“, in der Lutherkirche die „Liebe“.
Vier Jahre nach Kriegsende beauftragte das Presbyterium 1949 die Heidelberger Glockengießerei Friedrich Wilhelm Schilling, neue Glocken gießen zu lassen: drei für die Christuskirche, zwei für die Lutherkirche. Sie sollten denjenigen von 1902 von der Klangfülle und vom Gewicht her gleichen. Um den Preis zu senken, wurde für die neuen Geläute auch die 832 Kilogramm schwere Markusglocke in die Gießerei gegeben.
Das Entstehen der Glocken vom Gießen bis zum ersten Läuten hat der Haßlocher Amateurfilmer Johanes Baudy in dem Stummfilm „Glocken der Heimat“ festgehalten. Darin sind auch der Transport und das Hochziehen der Glocken zu sehen. Die ersten drei Glocken für die Christuskirche kamen am 25. Februar 1950 im Großdorf an und wurden am Bahnhof untergestellt. Am folgenden Tag wurden sie feierlich eingeholt und auf einem reich verzierten Wagen im Korso zur Kirche gebracht, noch einen Tag später unter den Augen zahlreicher festlich gekleideter Zuschauer mit einer großen Seilwinde in Handarbeit nach oben gezogen. Die Glockenweihe wurde am 5. März mit einem Festakt in der Kirche gefeiert. 1964 kam die vierte Glocke dazu. Seitdem hat das Geläut wieder dasselbe Klangvolumen wie vor dem Zweiten Weltkrieg.
Am 24. September 1950 wurden die beiden neuen Glocken der Lutherkirche geweiht. Auch sie wurden auf den Schultern kräftiger Männer an langen Stangen zur Weihe getragen. Die kleine, aber dennoch weithin zu hörende Bronzeglocke der Pauluskirche erhielt ihre Weihe am 11. Juli 1954.
NOCH FRAGEN?
Die Geläute der protestantischen Kirchen in Haßloch sind laut Glockenverein ein hörbares Zeichen christlicher Präsenz in Haßloch. Der Verein will dazu beitragen, dass die Glocken erhalten und renoviert werden können. Kontakt: Werner Seebald, Telefon 06324/2108, oder Helmut Bauer, Telefon 06324/3450.
Quelle

AusgabeDie Rheinpfalz - Mittelhaardter Rundschau - Nr. 282
DatumFreitag, den 5. Dezember 2014
Seite15